26.01.2014

"Ich gehe schweren Herzens weg"

Pater Michael sitzt auf gepackten Koffern: Nach sechs Jahren in Reken tritt der Geistliche am Montag sein neues Amt in Würzburg an. Im BZ-Interview hat er verraten, dass er schweren Herzens geht.

Aus der BZ vom 25.01:
Seit sechs Jahren ist Pater Michael ein fester Bestandteil des religiösen und sozialen Lebens in Reken. Nun sitzt er auf gepackten Koffern. Am Montag reist er nach Würzburg, wo er sein neues Amt antritt.
Er wurde zum Provinzial der Mariannhiller Missionare in Deutschland gewählt, sein Stellvertreter wurde Pater Mario Muschik (BZ berichtete). Neuer Hausoberer im Kloster Maria Veen ist Pater Dr. Hubert Wendl CMM. Mit seinem Vorgänger Pater Hubert tauscht Pater Michael also das Amt.

BZ: Was ist Missionsarbeit für Sie?

Pater Michael: „Motiviert vom Evangelium, motiviert von unserer Berufung her, für den anderen da zu sein, Sozialarbeit zu leisten, das findet nicht nur in der so genannten Dritten Welt statt, sondern auch hier in Deutschland. Für den da sein, der unsere Hilfe braucht. Außerdem sehe ich Deutschland vom Glauben her inzwischen als Missionsland an. In Maria Veen wollen wir jungen Menschen zur Seite stehen und ihnen eine gute Ausbildung ermöglichen, damit sie später eine gute Zukunft haben können."

BZ: Welche Aufgaben hatten Sie in Reken?

Pater Michael: „Zuerst war ich hier mit der Aufgabe betreut, das Jugendbildungshaus aufzubauen und zu leiten und Fragen religiöser Orientierung anzubieten. Pater Mario hat mich von Anfang an gebeten, in der Pfarrei mitzuhelfen, da bin ich ziemlich schnell reingewachsen. Durch die Firmvorbereitungen bin ich mit den Jugendlichen in Kontakt gekommen, war für sie da und habe sie auf ihrem Weg begleitet. 2011 wurde ich Superior des Hauses und war hier zuständig für die Hausgemeinschaft, also der Hausoberer. Damit war ich auch für die Schule der direkte Ansprechpartner."

BZ: Welche neuen Aufgaben warten auf Sie in Würzburg? Ist das ein Karrieresprung?

Pater Michael: „Im Kloster sollte man nicht von Aufstieg auf der Karriereleiter sprechen, das wäre die falsche Einstellung. Es ist in Würzburg noch mal ein Schritt mehr. Hier war ich für die Hausgemeinschaft zuständig und werde demnächst für die ganze deutsche Provinz zuständig sein.
Die wichtigste Aufgabe ist sicher, für die Mitbrüder da zu sein, für ihre Sorgen und Anliegen. Mit den Mitbrüdern einen guten Weg für die Zukunft zu finden. Das heißt, wie können wir als Missionare in die Zukunft hinein gehen, wie können wir Berufungspastoralgut betreiben, wie können wir Nachwuchs fördern. Natürlich gehört auch die Verwaltung dazu, da werde ich nicht drum herum kommen. Verwaltung ist nicht unbedingt meins. Ich bin ja nicht Priester geworden, um am Schreibtisch zu sitzen. Ich möchte lieber mit Menschen zusammen sein und ihnen den Glauben verkünden."

BZ: Wie zeitintensiv ist Ihre Arbeit hier?

Pater Michael: „Priester ist man 24 Stunden am Tag. Manche Tage sind mit Terminen sehr voll. Da jagt einer den anderen, an anderen Tagen läuft's Gott sei Dank etwas ruhiger. Ich habe die Vermutung, dass die Arbeit in Würzburg nicht weniger wird. Der Anfang wird sehr arbeitsintensiv. Vier Wochen werde ich vom jetzigen Provinzial eingearbeitet. Da bin ich sehr froh, dass diese Zeit da ist. Um sich vor Burnout zu schützen, eine Krankheit, die auch vor Priestern nicht halt macht, muss man schon darauf achten, dass man auch Zeit für sich findet. Auch bei uns wird die Arbeit nicht weniger, nur das Personal."

BZ: Werden Sie Reken vermissen?

Pater Michael: „Der Abschied fällt nicht leicht. Ich war sehr gern in Reken. Es sind in den letzten Jahren viele Kontakte gewachsen und Freundschaften entstanden. Ich habe mich immer gut aufgenommen gefühlt von den Menschen. Das wird mir schon fehlen, vor allem der unmittelbare Kontakt mit den Leuten. Ich denke, das wird in Zukunft weniger werden, da wir in Würzburg keine Pfarrei haben. Ich gehe schweren Herzens weg. Auch was die Jugend betrifft, mit Murphy Town gab es ein tolles Miteinander. Ich hoffe, dass der Kontakt auch ein bisschen bestehen bleibt. Ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge."



zum News-Archiv