Nationalsozialismus vor Ort – Lokalforscher berichtet von Rekens Vergangenheit
Besuch von Ulrich Hengemühle in den Geschichtskursen der 10. Klassen.Am 10. April war der pensionierte Geschichtslehrer und Lokalforscher Ulrich Hengemühle der Einladung der Geschichtslehrer der 10. Klassen gefolgt und berichtete den Anwesenden vom Nationalsozialismus in Reken. Seit vielen Jahren ist Hengemühle für seine Forschungen zum Schicksal der Juden in Reken bekannt und verknüpfte so das im Unterricht erworbene Wissen zur Funktionsweise der nationalsozialistischen Diktatur mit lokalen Beispielen.
Er zeichnete beispielsweise das Schicksal der Rekener Familie Silberschmidt nach. Sohn Siegfried Silberschmidt floh am 13. Juli 1937 im Alter von 20 Jahren mit seinem Motorrad in die Niederlande. Dort erhielt er 1938 gemeinsam mit seiner frisch angetrauten niederländischen Frau Hilde Karten für die letzte niederländische Flüchtlingspassage nach Argentinien. Der Versuch, die mittlerweile in Borken wohnenden Eltern nachzuholen, endete tragisch: Während der Vater der Familie, Samuel Silberschmidt, im Jahr 1941 von Berlin über Lissabon nach Argentinien gelangte, durfte seine Ehefrau Rosa Deutschland nicht verlassen, da sie noch keine 60 Jahre alt war. Die Ausreise von Juden, die diese Grenze unterschritten, war damals untersagt. Rosa Silberschmidt wurde 1942 in ein Vernichtungslager deportiert und umgebracht.
Anhand dieses Beispiels machte Hengemühle die Begriffe Denunziation und "Zustimmungsdiktatur" deutlich: Ausbau und Umsetzung der nationalsozialistischen Diktatur waren undenkbar ohne die Unterstützung lokaler Politiker und örtlicher Denunzianten.
Deshalb ließ es sich der Gast nicht nehmen, vor den Gefahren einer von Hass und Rassismus durchsetzten Gesellschaft zu warnen.
Simon Krause (Fachschaft Geschichte)