200 Meter Geschichte in Groß Reken
Der Geschichts-Leistungskurs (Q2) des Gymnasiums der Mariannhiller Missionare Maria Veen auf den Spuren der jüdischen Gemeinde Reken zur Zeit des Nationalsozialismus.Am Mittwoch besuchte der Leistungskurs Geschichte des Gymnasiums Maria Veen Herrn Ulrich Hengemühle in der Begegnungsstätte "Haus Uphave" in Groß Reken. Der Heimatforscher und pensionierte Lehrer nahm die Schüler mit auf die Spuren des aus Reken stammenden Juden Fritz Silberschmidt und des Kaufhausbesitzers Hermann Levinstein. Zwei Familien, die zur Zeit des Nationalsozialismus auch im kleinen Dorf Reken Ausgrenzung, Gewalt und schwere Schicksalsschläge erlitten. Fritz Silberschmidt war ein selbstbewusster Mann, der in den Viehhandel seines Vaters in Reken eintrat. Relativ schnell, nach 1933, gehörten Schikanierungen und Anfeindungen von Mitbürgern für Fritz zum Alltag. Nach weiteren Jahren in Reken, geprägt von vielen Auseinandersetzungen, musste Fritz 1937 aus Reken in die Niederlande fliehen, um nicht in ein Konzentrationslager zu kommen.
Gemeinsam besuchte die Gruppe die beiden Wohnhäuser der beiden Familien in der Harrierstraße. Geschichte auf 200 Metern, die den Schülerinnen und Schülern in dieser Tiefe nicht bewusst war. Die sonst nur im Unterricht besprochenen nationalsozialistischen Taten in seinem eigenen Heimatdorf nachvollziehen zu können, ließ viele aus der Gruppe nachdenklich werden. Dass in vielen Familien über mehrere Generationen dieses Thema totgeschwiegen wurde, hat den Schock der Schülergruppe verstärkt. Um diese schreckliche Zeit nicht zu vergessen und aus diesen Fehlern zu lernen, ist es gerade jetzt Zeit anzufangen, darüber zu reden. Denn wie der Autor Erich Kästner sagte: "Man darf nicht warten, bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist."
Mascha Diekert (LK Geschichte, Jahrgangsstufe Q2)
Über die Aktion wurde auch in der Borkener Zeitung berichtet.